Die Jägerinnen und Jäger übernehmen Verantwortung für die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft und erhalten heimische Wildtierbestände und ihre Lebensräume. Zudem haben sie den gesetzlichen Auftrag Wildschäden zu minimieren und bei der Prävention von Tierseuchen mitzuwirken. Nicht umsonst sind Jäger die einzigen staatlich geprüften Naturschützer.
Doch, wie wird man eigentlich Jäger?
Eine umfassende und fundierte Ausbildung in Theorie und Praxis mit abschließender staatlicher Prüfung ist Voraussetzung. In über 130 Stunden zuzüglich Übungsschießen erhalten die Teilnehmer/innen einen umfassenden Einblick in das jagdliche Handwerk in Theorie und Praxis. In zertifizierten Ausbildungsbetrieben vermitteln erfahrende Jagdpraktiker als Ausbilder der Kreisjägervereinigung Calw e.V. folgende Inhalte:
- Fach 1: Wildtierökologie, Land-/Waldbau, Wildschadensverhütung, Hege
- Fach 2: Waffenrecht/-technik, Umgang mit Jagdwaffen
- Fach 3: Jagdhunde, Jagdbetriebslehre, Unfallverhütung
- Fach 4: Jagd-, Naturschutz-, Landschaftspflege-/ Tierschutzrecht, Jagdethik
- Fach 5: Wildkrankheiten, Wildbrethygiene, Lebensmittelrecht
Genauer gesagt lernen die Prüflinge hier von den erfahrenen Dozenten sehr vieles über die heimische Tier- und Pflanzenwelt, lernen Waffen als jagdliches Werkzeug verantwortungsbewusst zu handhaben und rechtliche Themen im „wahren Leben“ anzuwenden. Während der intensiven Zeit der Ausbildung wird das Waidwerk so nah wie möglich vermittelt, ein Handwerk, dass aus Erfahrungen der aktiven Jagdausübung entstanden ist, und nicht einfach per „Online-Kurs“ oder „youtube“ vermittelt werden kann. Die Achtung der Natur und ihrer Lebewesen steht an oberster Stelle.
Neben der Theorie stehen auch die Schießausbildung und praktische Einsätze auf dem Programm. Ob Hochsitzbau, Wildschadensverhütung, jagdliches Brauchtum, Waldexkursionen oder der Blick über die Schulter beim Versorgen von erlegtem Wild – die Jagdscheinanwärtern erhalten eine sehr umfangreiche und breit gefächerte Ausbildung.
18 Prüflinge der Kreisjägervereinigung Calw e.V. stellen sich diesem Jahr dem „Grünen Abitur“. Mit Fleiß und dem nötigen Ehrgeiz haben sie bereits die Schießprüfung erfolgreich gemeistert. Demnächst findet die theoretische und abschließend eine mündlich-praktische Prüfung statt.
Die Beweggründe den Jagdschein in Angriff zu nehmen sind vielfältig: Elias ist 15 Jahre und macht den Jugendjagdschein. Jäger hat er in der Familie bislang keine und daher auch noch keine großen Berührungspunkte mit den Waidwerk. Dennoch ist er sehr naturverbunden und findet die Jagd „cool“. „Außerdem esse ich gerne Wildfleisch“ sagt er verschmitzt. „Die wenigsten wissen was überhaupt dahinter steckt Fleisch auf dem Teller zu haben. Dafür muss wirklich ein echtes Tier sterben. Daher erfolgt der Prozess des Erlegens sehr bewusst und kontrolliert. Ganz im Gegensatz zu dem Fleischkauf im Fachhandel.“ Michelle hingegen ist in einer Jägerfamilie mit Jagdhundezucht groß geworden und möchte sich nun auch all das Wissen aneignen um Verantwortung für Wild und Natur übernehmen. Auch Anna-Lena hat bereits einen jagdlichen Background. Ihr Partner ist Jäger und hat die 27-Jährige in diese spannende Welt bereits vor Jahren Einblicken lassen. So ist sie bereits heute aktiv bei der Kitzrettung mit dabei. D.h. früh morgens aufstehen, Wiesen nach Rehkitzen absuchen und gefundene Tiere vor den Mähmaschinen in Sicherheit bringen. Auch bei der jährlichen Hasenzählung unterstützt sie ihren Partner. Dem Thema Tierschutz /-wohl möchte sie sich nach erlangen des Jagdscheins noch intensiver widmen: „Jagen heißt alle Waldbewohner im Fokus zu haben. Unsere Aufgabe ist es lebensraumverbessernde Maßnahmen umzusetzen wie beispielsweise Ruhezonen ausweisen oder Raubwild zum Wohle des Niederwilds zu bejagen. Das Schießen gehört natürlich auch dazu, aber alles vor dem Hintergrund: waidgerecht und verantwortungsbewusst.
Die erfolgreich bestandene Jägerprüfung ist aber erst der Anfang. Ab dann ist es Aufgabe der Jungjäger/innen erste jagdliche Erfahrungen zu sammeln und Verantwortung für Flora und Fauna in ihren Revieren zu übernehmen. Im Gespräch mit dem Ausbildungsleiter Henning Weiß stellte dieser klar – „Jagd findet in der Natur zu jeder Jahreszeit statt und nicht auf dem Sofa. Stellen Sie sich einen Zahnarzt vor, der nur einmal im Monat den Bohrer in der Hand hat - wieviel Vertrauen hätten Sie in dessen Kompetenz? Jagd ist Berufung und Lebenseinstellung und eben nicht der Spaß am Töten oder ein Hobby, dass man mal macht, wenn man gerade Zeit hat“. Dementsprechend legt die Kreisjägervereinigung Calw e.V. wert auf eine solide, gewissenhafte Ausbildung. Auch nach der Prüfung steht die KJV ihren Mitgliedern weiterhin zur Seite, vermitteln Kontakte sowie Jagdgelegenheiten und bieten interessante Veranstaltungen und Fortbildungen.